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10 Jahre „Computertruhe“: Mitglieder aus ganz Deutschland treffen sich im weltgrößten Computermuseum

2015 startete die Computertruhe als lokales Projekt in und um Waldkirch im Breisgau im Rahmen der Flüchtlingshilfe. Ein Jahr später wurde der gemeinnützig anerkannte Verein Computertruhe e. V. gegründet. Seitdem wurden nicht nur tausende wiederaufbereitete Rechner weitergegeben, sondern auch die Idee selbst. Inzwischen gibt es bundesweit elf Computertruhe-Standorte, an denen die Vereinsmitglieder in ihrer Freizeit gespendete Laptops, Desktop-PCs und sonstige Hardware instand setzen und im Anschluss kostenlos an bedürftige Menschen sowie andere gemeinnützige Organisationen weitergeben.

Um den Mitgliedern Wertschätzung und Dank für zehn großartige Jahre Computertruhe auszudrücken, und um ihnen die Möglichkeit zu bieten, sich endlich auch persönlich kennenzulernen und auszutauschen, fand die diesjährige Mitgliederversammlung in Verbindung mit einem großen Präsenztreffen, der CONputertruhe, am letzten Juniwochenende im Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn statt. Zur Mitgliederversammlung am Samstagnachmittag fanden sich 23 Mitglieder in Präsenz in einem dafür angemieteten Seminarraum direkt im Heinz Nixdorf MuseumsForum ein. Weitere Mitglieder waren per Videokonferenz zugeschaltet und wirkten über eine spezielle Versammlungssoftware online mit. Der offizielle Teil wurde eingebettet in ein zweitägiges Rahmenprogramm mit kostenfreiem Zugang zum weltweit größten Computermuseum, spannenden Führungen sowie einem gemeinsamen Abendessen.

Foto der Teilnehmer*innen während der Mitgliederversammlung im Seminarraum 3 des „Heinz Nixdorf MuseumsForum“ in Paderborn. Die Personen sind ausgehend von der Rückseite des Raumes fotografiert, wie sie in vier Tischreihen hintereinander vor aufgeklappten Laptops sitzen und aufmerksam der Versammlung folgen. Im Frontbereich des Raums ist auf einer Präsentationsleindwand die Jahresstatistik aus dem Jahr 2024 eingeblendet. Zudem ist ein Roll-up mit „Computertruhe“-Logo zu sehen.
Vereinsmitglieder vor Ort im „Heinz Nixdorf MuseumsForum“ während der hybrid durchgeführten Mitgliederversammlung.

Der Tätigkeitsbericht für das Geschäftsjahr 2024 begann mit der Vereinsstatistik. Durch 27 Neuzugänge und zwei Abgänge wuchs die Mitgliederzahl bis Jahresende auf 142 an. Zu den acht bereits bestehenden Standorten kamen zwei neue hinzu. Das Team Nord, dessen Mitglieder seit Februar in Hamburg, Lübeck, Flensburg und Umgebung tätig sind, sowie das Team Esslingen-Nürtingen, welches seine Arbeit im Mai 2024 aufnahm. Um neue aktive Mitglieder in die Vereinsarbeit einzuführen, fanden zehn Neumitgliederschulungen statt. Zudem traf sich das Vorstandsteam zwölf Mal online zu seinen Sitzungen. Insgesamt konnten im Jahr 2024 1.827 Geräte instand gesetzt und weitergegeben werden, rund die Hälfte davon waren Laptops.

Neben bedürftigen Privatpersonen, darunter erneut viele Geflüchtete aus der Ukraine, unterstützte die Computertruhe auch andere gemeinnützige Initiativen, u. a. die Vereine KASA for Kids Uganda e. V., Ein Herz für Afghanistan e. V. und das Radio Dreyeckland. Auch 2024 spiegelte die anonym ausgewertete Feedbackumfrage ein rundum positives Echo der Spendenempfänger*innen wider. Mit wenigen Ausnahmen waren sie mit dem Zustand der erhaltenen Geräte zufrieden, kamen gut mit ihnen zurecht und konnten sie erfolgreich für die vorgesehenen Zwecke einsetzen. Die Empfänger*innen zeigten sich darüber hinaus überaus zufrieden mit der Vereinskommunikation.

Vereinsrepräsentation, Technikbegeisterung und Spaß verbanden die Mitglieder zudem mit der Teilnahme an verschiedenen Veranstaltungen wie den Chemnitzer Linux-Tagen, der Gulaschprogrammiernacht in Karlsruhe, dem Play Forward Gaming Festival Göttingen, dem Nachhaltigkeitsflohmarkt in Waldkirch, einer Linux Install Party in Berlin und dem Chaos Communication Congress in Hamburg.

Um die Vereinsarbeit finanzieren und verschiedene Projekte realisieren zu können, bewarb sich der Verein bei verschiedenen Spendenaktionen und Förderprogrammen – teilweise mit großem Erfolg. So konnte mit Hilfe von Fördermitteln in Höhe von 2.500 € das Computertruhe-Erklärvideo realisiert werden. Überdies gewann der Standort Chemnitz den mit 5.000 € dotierten eku – ZUKUNFTSPREIS 2024 in der Kategorie Zivilgesellschaft.

Einen transparenten Überblick über die Finanzlage lieferte der Kassenbericht für das Geschäftsjahr 2024. Rund 19.600 € Einnahmen durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Fördergelder standen rund 19.100 € Ausgaben, u. a. für Fixkosten (Lagermieten, Hosting, Versicherungen etc.), Ersatzteile und Arbeitsmaterialien, Versand- und Fahrtkosten sowie Werbematerialien gegenüber. Der Kontostand betrug am am Ende des Jahres 10.656 €. Die Kassenprüfung bescheinigte eine hervorragende Kassenführung mit keinerlei Beanstandungen, woraufhin die Mitgliederversammlung den Vorstand inhaltlich wie finanziell für das Jahr 2024 entlastete.

Im Anschluss folgte der Tätigkeitsbericht für das bisherige Geschäftsjahr 2025. Die Mitgliederanzahl stieg auf 164 an und im Mai 2025 wurde in Karlsruhe der elfte Standort gegründet. Die monatlichen offenen Treffen mit Vorstandssitzung und die nun ebenfalls monatlich stattfindenden Neumitgliederschulungen waren stets gut besucht. Bislang konnten im Jahr 2025 bereits 960 Geräte aufbereitet und ausgegeben werden.

Seit mehreren Monaten verzeichnet der Verein außerdem einen deutlichen Anstieg hochwertiger Sachspenden – auch von Unternehmen und Behörden, was u. a. mit dem angekündigten Ende des kostenlosen Supports für Windows 10 im Oktober zusammenhängt. Da die Computertruhe die gespendeten Rechner mit einem Linux-Betriebssystem und freier, kostenloser Anwendungssoftware ausstattet, können so auch Geräte, die nicht Windows 11-kompatibel sind, sicher weitergenutzt werden. Die Ergebnisse der Feedbackumfrage bestätigten erneut eindrucksvoll, dass die bereitgestellten Linux-Rechner den Anforderungen der Spendenempfänger*innen vollumfänglich entsprechen.

2025 konnten neben vielen Privatpersonen erneut wieder andere gemeinnützige Einrichtungen, wie die Jugendhilfeeinrichtung St. Franziskusheim in der Ortenau und der Verein zur Förderung Sehbehinderter e. V. Waldkirch unterstützt werden. Dank der Kooperationen mit der EDV-Spendentour aus Kiel entstand ein motivierender Austausch, der hilfreiche Synergien freisetzte. Auch auf Veranstaltungen wie der Easterhegg, der Gulaschprogrammiernacht, diversen Linux Install Parties sowie den Chemnitzer Linux-Tagen und der Makers United in Chemnitz waren Vereinsmitglieder vertreten.

Der Kassenbericht für das erste Halbjahr 2025 stellte Einnahmen von rund 11.200 € durch Mitgliedsbeiträge und Spenden Ausgaben von rund 8.000 € gegenüber, so dass am 17.06.2025 der Kontostand 13.692 € betrug. Für die Realisierung der Präsenzveranstaltung im Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn wurden zudem Fördermittel in Höhe von bis zu 1.500 € der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt beantragt und auch bewilligt. Seitens der Kassenprüfung wurde erneut eine hervorragende Kassenführung bescheinigt, woraufhin die Mitgliederversammlung den Vorstand inhaltlich wie finanziell für das bisherige Geschäftsjahr 2025 entlastete.

Bei den anschließenden Vorstandswahlen wurde das bisherige Vorstandsteam in den jeweiligen Ämtern bestätigt und durch zwei weitere Beisitzer, Sebastian Sieg und Philipp Skotnik, verstärkt. Der neue Vereinsvorstand besteht somit aus dem Vorsitzenden Marco Rosenthal (46 Jahre, Informatiker aus Gutach im Breisgau), der stellvertretenden Vorsitzenden Julia Fiedler (41 Jahre, Fachlehrerin aus Gutach im Breisgau), dem Schatzmeister Clemens Fiedler (40 Jahre, Informatiker aus Gutach im Breisgau) und den Beisitzer*innen Annette Linder (41 Jahre, Physiotherapeutin aus Gutach im Breisgau), Martin Klingner (45 Jahre, Erzieher aus Berlin), Werner Hülsmann (63 Jahre, Datenschützer aus Ismaning bei München), Holger Czirpka (56 Jahre, Techniker IT/TK aus Chemnitz), Sebastian Sieg (46 Jahre, IT-Dienstleister aus Teltow nahe Berlin) und Philipp Skotnik (26 Jahre, Network Engineer aus Chemnitz). Die beiden Kassenprüfer*innen Olav Seyfarth und Marlene Greiwe wurden in ihren Ämtern bestätigt.

Foto von acht von neun Vorstandsmitgliedern des Vereins „Computertruhe e. V.“. Alle Personen tragen Kleidung, auf der das Vereinslogo abgebildet ist und lächeln in die Kamera.
Der amtierende Vorstand der „Computertruhe“ vor dem „Heinz Nixdorf MuseumsForum“ in Paderborn. V. l. n. r.: Holger Czirpka, Julia Fiedler, Clemens Fiedler, Werner Hülsmann, Marco Rosenthal, Philipp Skotnik, Annette Linder, Sebastian Sieg. Nicht auf dem Foto: Martin Klingner, welcher online an der Mitgliederversammmlung teilnahm.

Mit dem erweiterten Vorstandsteam und den vielen motivierten Mitgliedern an nun elf Standorten können hoffentlich auch in Zukunft zahlreiche Menschen mit wieder aufbereiteten Computern unterstützt werden.

Gruppenfoto, auf welchem 22 Teilnehmer*innen der „CONputertruhe“ sowie zwei Kinder von Vereinsmitgliedern abgebildet sind. Die Personengruppe steht lächelnd auf den Stufen vor dem „Heinz Nixdorf MuseumsForum“ in Paderborn. Die meisten Personen tragen T-Shirts, auf denen das Vereinslogo zu sehen ist.
Teilnehmer*innen der „CONputertruhe“ vor dem „Heinz Nixdorf MuseumsForum“ in Paderborn.

Engagierte Neumitglieder sind hierfür an allen Standorten herzlich willkommen. Interessierte haben die Möglichkeit, jederzeit über das Kontaktformular auf der Website mit dem Verein in Kontakt zu treten oder am offenen Treffen teilzunehmen. Diese finden jeden zweiten Mittwoch des Monats um 20:00 Uhr in Form einer Videokonferenz statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Diese und weitere Termine der einzelnen Standortteams sowie die geplante Teilnahme an Veranstaltungen finden sich im Terminkalender auf der Vereinswebsite.

„Linux“ und die „Computertruhe“ – ein perfektes Match!

La Forge-Mem. Text neben dem Bild mit der abweisenden Pose von Geordi La Forge: „Microsoft: 2025 will be the year of the Windows 11 PC refresh“. Text neben dem Bild mit der zustimmenden Pose von Geordi La Forge: „Computertruhe: 2025 will be the year of the Linux (Mint) desktop“.


Wir haben schon seit Bestehen des Vereins viele unserer Geräte mit dem Betriebssystem Linux ausgestattet. Nicht nur, aber auch wegen der hohen Hardwareanforderungen die Microsoft für Windows 11 voraussetzt, hatten wir beschlossen ab dem 1. Januar 2024 fast ausschließlich GNU/Linux-Systeme zu installieren. Wir wollen hier einmal unsere Gründe für diese Entscheidung teilen, und auch die Erfahrungen, die wir damit gemacht haben, bzw. was die Empfänger*innen unserer Geräte darüber denken.

Aus unserer Sicht haben Linux Mint und generell die meisten anderen Linux-Distributionen gegenüber Microsoft Windows unter anderem die folgenden Vorteile:

  • Leistung: Linux-Systeme sind oft effizienter und benötigen weniger Systemressourcen als Windows-Systeme. Das macht sie zur idealen Lösung, um ältere Computer nachhaltig weiternutzen zu können. Das gilt schon lange, fällt aber mit dem Supportende von Windows 10 noch stärker ins Gewicht.
  • Kosten: Die meisten Linux-Distributionen sind kostenlos erhältlich und haben Zugriff auf zigtausende, kostenlose Programme, die sich einfach und schnell installieren lassen.
  • Benutzerfreundlichkeit: Heutzutage gibt es viele Distributionen, wie Ubuntu oder eben das darauf basierende Linux Mint, die relativ leicht zu bedienen sind und sich auch für Windows-Umsteiger*innen sehr gut eignen.
  • Anpassungsfähigkeit: Linux-Distributionen können den eigenen Wünschen nach angepasst werden. So existieren bspw. zahlreiche unterschiedliche grafische Benutzeroberflächen und viele verschiedene Sprachen können genutzt werden. Das kommt insbesondere unseren nicht-deutschsprachigen Empfänger*innen zugute.
  • Zuverlässigkeit: Linux-Systeme sind dafür bekannt, sehr stabil zu laufen.
  • Sicherheit: Linux-Distributionen sind weniger anfällig für Schadsoftware und Sicherheitslücken werden in der Regel sehr schnell und zuverlässig über die integrierte Aktualisierungsverwaltung geschlossen.
  • Privatsphäre: Im Gegensatz zu Windows-Systemen werden standardmäßig keine Telemetriedaten gesammelt und keine Werbeanzeigen ausgespielt. Das bedeutet, dass die eigenen Aktivitäten nicht aufgezeichnet und an den Hersteller übermittelt werden.
  • Open Source: Der Programmcode von Linux-Systemen ist oftmals öffentlich und kann somit von Dritten eingesehen, geändert und genutzt werden, was bei Windows nicht möglich ist. Diese Transparenz ermöglicht es, bspw. potenzielle Sicherheits- oder Datenschutzprobleme zu identifizieren und zu beheben.
  • Freie Software: Linux ist sogenannte Freie Software, welche die Freiheit von Computernutzer*innen in den Mittelpunkt stellt.

Trotz all dieser guten Argumente gab es Vorbehalte, auf Windows-Installationen im Verein zu verzichten. Viele Empfänger*innen unserer Geräte sind davon ausgegangen, ein Microsoft-Betriebssystem zu erhalten, auch weil durchschnittliche Anwender*innen kaum etwas anderes kennen. Uns war es daher wichtig, vom ersten Kontakt an klarzustellen, dass sie ein Gerät mit Linux erhalten werden. Außerdem haben wir ein ausführliches Handbuch für Linux Ein- und Umsteiger*innen erstellt, dass sich inzwischen großer Beliebtheit auch bei anderen Organisationen erfreut (eine aktualisierte Ausgabe wird in Kürze veröffentlicht). Durch diese Maßnahmen konnten wir falsche Erwartungen reduzieren und gleichzeitig Berührungsängste vor dem „neuen“ Betriebssystem mindern.

Dass unsere Entscheidung richtig war, zeigen uns die Rückmeldungen der Umfragebögen, die wir den Empfänger*innen einige Zeit nach Erhalt der Geräte zusenden.

Im Jahr 2024 konnten wir 1803 Geräte an bedürftige Menschen und gemeinnützige Organisationen ausgeben – 272 mehr als 2023. Darunter befanden sich 915 Laptops, 485 Desktops, 55 Smartphones und 12 Tablets. Damit haben wir in diesem Jahr so viele Laptops und Desktops ausgegeben, wie in keinem Jahr zuvor.

Wie gut die Empfänger*innen mit den Linux-Systemen zurecht gekommen sind, zeigt diese Statistik, unterschieden in die Zeitpunkte bei Erhalt des Geräts und einige Tage später, nach etwas Zeit zur Gewöhnung daran:

Wie sind Sie am Anfang mit dem neuen Gerät zurecht gekommen?
sehr schnell/eher schnell = 85%
eher langsam/sehr langsam = 13%
keine Antwort = 2%

Wie kommen Sie nun bei der täglichen Nutzung mit dem Gerät zurecht?
sehr gut/eher gut = 91%
eher schlecht/sehr schlecht = 5%
keine Antwort = 4%

Im direkten Vergleich mit den wenigen Windows-Geräten, die noch ausgegeben wurden:

Wie sind Sie am Anfang mit dem neuen Gerät zurecht gekommen?
sehr schnell/eher schnell = 85%
eher langsam/sehr langsam = 7%
keine Antwort = 8%

Wie kommen Sie nun bei der täglichen Nutzung mit dem Gerät zurecht?
sehr gut/eher gut = 87%
eher schlecht/sehr schlecht = 2%
keine Antwort = 11%

Es zeigt sich, dass es in der Zufriedenheit kaum einen Unterschied zwischen den Betriebssystemen gibt. Wir freuen uns sehr, dieses positive Fazit ziehen zu können. Auf diese Weise bewahren wir viele gute Geräte vor der Verschrottung und können damit Menschen helfen, die sich diese sonst nicht leisten könnten.

PS/2-Schnittstelle unter „Windows 10“ (re)aktivieren

Teil des Backplanes einer ATX-Hauptplatine. Zu sehen sind ein PS/2-Kombianschluss und zwei USB-, ein DVI- und ein VGA-Anschluss.
Ein violett- und grüngefärbter PS/2-Kombianschluss.

Die vor 35 Jahren eingeführte serielle PS/2-Schnittstelle zum Anschluss von Tastaturen und Mäusen an PCs gilt heutzutage mehr oder weniger als ausgestorben. Schon vor geraumer Zeit wurde sie mehr oder weniger komplett von der USB-Schnittstelle ersetzt. Man findet daher immer seltener neue Rechner mit den entsprechenden Buchsen und auch die Auswahl an passenden Eingabegeräten ist mittlerweile sehr überschaubar geworden.

In der Computertruhe sieht das zwar ähnlich aus, aber da wir meist „ein paar Jahre in der Vergangenheit leben“, haben wir auch aktuell noch ab und zu Kontakt zu dieser „antiquierten“ Schnittstelle. Sie hat sich insbesondere bei Desktop-Rechnern aus dem Unternehmens- und Gaming-Umfeld relativ lange gehalten. Denn gegenüber USB hat die Schnittstelle doch so manchen Vorteil:

  • Es gibt keinerlei Einschränkung wie viele Tasten einer Tastatur gleichzeitig gedrückt werden können (n-key rollover).
  • PS/2 ermöglicht die einfache, rechnerweite Sperrung aller USB-Anschlüsse zum Schutz vor unerlaubten Datenabfluss.
  • Die Verwendung eines Universaltreibers ist möglich (z. B. im BIOS).
  • Teilweise sind Laptoptastaturen intern weiterhin an der PS/2-Schnittstelle angeschlossen, weil diese stromsparender ist.
  • Auf PS/2-Geräte kann direkt über Interrupts zugegriffen werden, während der Zustand von USB-Geräten mittels Polling abgefragt werden muss. Da es dadurch im Wesentlichen zu keiner Latenz kommt, werden PS/2-Eingabegeräte von vielen Gamern bevorzugt.

Kürzlich wurden zwei Desktop-PCs im Rahmen der Ukraine-Hilfe von uns instand gesetzt, deren Hauptplatinen mit wenigen USB-, aber dafür mit je zwei PS/2-Buchsen ausgestattet waren. Da sich zudem einige PS/2-Tastaturen auf Lager befanden, sollten diese zum Einsatz kommen, um wenigstens eine USB-Buchse pro Gerät mehr zur Verfügung zu haben. Nachdem alles – wohlgemerkt mit einer USB-Tastatur – fertig eingerichtet war, wurde die erste PS/2-Tastatur angeschlossen und das Windows 10-System hochgefahren. Während des Boot-Vorgangs und innerhalb der BIOS-Konfigurationsoberfläche war die Tastatur problemlos zu bedienen. Nach dem Windows-Start stellte sie ihren Dienst allerdings komplett ein.

Eine kleine Recherche förderte zutage, dass der PS/2-Systemfunktionstreiber von Windows nicht geladen wurde. Es hat den Anschein, dass die Starteinstellung für diesen Treiber von Microsoft durch ein vergangenes Update geändert wurde. Dies würde erklären, weshalb dieses Verhalten bisher noch nie auftrat. Doch auf die Ursache soll hier nicht weiter eingegangen werden. Ziel war es, die Tastaturen unter Windows (wieder) zum Laufen zu bringen.

Anpassung des Startverhaltens des PS/2-Treibers

Das Startverhalten des PS/2-Treibers sowie andere Treiberkonfigurationen befinden sich in der Windows-Registrierungsdatenbank bzw. Registry. Bevor hier Änderungen vorgenommen werden, ist übrigens ein Export der Datenbank äußerst empfehlenswert. Anpassungen der Registry und auch deren Export lassen sich über den in Windows integrierten Registrierungs-Editor bewerkstelligen, wofür Administrationsrechte benötigt werden. Ach ja, und eine USB-Tastatur sollte selbstverständlich angeschlossen sein. 😄

Aufruf des Registrierungs-Editors

Der Editor kann in der Suchleiste durch die einfache Eingabe von regedit.exe aufgerufen werden.

Ändern der Konfiguration

Die PS/2-Treiberkonfiguration befindet sich unter dem Registrierungsschlüssel HKEY_LOCAL_MACHINE\SYSTEM\CurrentControlSet\services\i8042prt. Das Ladeverhalten des Treibers wird über den Wert mit dem Namen Start festgelegt. Nach der Windows 10-Installation ist dieser Wert 3 (Stand: Juli 2022), was bedeutet, dass der Treiber nicht automatisch, sondern nur bei Bedarf manuell geladen werden soll.

Ansicht des Schlüssels „HKEY_LOCAL_MACHINE\SYSTEM\CurrentControlSet\services\i8042prt“ innerhalb des „Registrierungs-Editors“. Markiert ist der Name „Start“ vom Typ „REG_DWORD“ und dessen Wert „0x00000003 (3)“.
In der „Windows-Registrierungsdatenbank“ befindet sich die Starteinstellung des PS/2-Treibers. Aktuell muss der Treiber manuell geladen werden.

Damit er bereits beim Systemstart geladen wird, muss der Wert auf 1 geändert werden. Dazu wird einfach das Kontextmenü für den Start-Eintrag geöffnet und Ändern… ausgewählt.

Ansicht des Schlüssels „HKEY_LOCAL_MACHINE\SYSTEM\CurrentControlSet\services\i8042prt“ innerhalb des „Registrierungs-Editors“. Markiert ist der Name „Start“, darüber befindet sich das zugehörige Kontextmenü mit dem ausgewählten Eintrag „Ändern…“.
Die Starteinstellung kann ganz leicht geändert werden.

Im danach erscheinenden Dialogfenster unter Wert lediglich eine 1 eintragen und die Anpassung daraufhin mit Betätigung der OK-Schaltfläche bestätigen.

Der Werteänderungsdialog des „Registrierungs-Editors“ mit der Fensterbezeichnung „DWORD-Wert (32-Bit) bearbeiten“. Innerhalb des Dialogfensters stehen der Wertename „Start“, dessen Wert „1“ und das Mehrfachoptionsfeld „Basis“ mit den Optionen „Hexadezimal“ und „Dezimal“, wobei Ersteres ausgewählt ist. Darunter befinden sich zwei Schaltflächen, die mit „OK“ und „Abbrechen“ beschriftet sind.
Als neuer Wert wird „1“ eingetragen. Dies bedeutet, dass der Treiber beim Start des Systems geladen werden soll.

Nach einem Neustart des Betriebssystems, bei dem die Registry neu eingelesen wird, kann die PS/2-Tastatur endlich wie erwartet genutzt werden.