Archiv des Autors: Johannes Heichele

„Linux“ und die „Computertruhe“ – ein perfektes Match!

La Forge-Mem. Text neben dem Bild mit der abweisenden Pose von Geordi La Forge: „Microsoft: 2025 will be the year of the Windows 11 PC refresh“. Text neben dem Bild mit der zustimmenden Pose von Geordi La Forge: „Computertruhe: 2025 will be the year of the Linux (Mint) desktop“


Wir haben schon seit Bestehen des Vereins viele unserer Geräte mit dem Betriebssystem Linux ausgestattet. Nicht nur, aber auch wegen der hohen Hardwareanforderungen die Microsoft für Windows 11 voraussetzt, hatten wir beschlossen ab dem 1. Januar 2024 fast ausschließlich GNU/Linux-Systeme zu installieren. Wir wollen hier einmal unsere Gründe für diese Entscheidung teilen, und auch die Erfahrungen, die wir damit gemacht haben, bzw. was die Empfänger*innen unserer Geräte darüber denken.

Aus unserer Sicht haben Linux Mint und generell die meisten anderen Linux-Distributionen gegenüber Microsoft Windows unter anderem die folgenden Vorteile:

  • Leistung: Linux-Systeme sind oft effizienter und benötigen weniger Systemressourcen als Windows-Systeme. Das macht sie zur idealen Lösung, um ältere Computer nachhaltig weiternutzen zu können. Das gilt schon lange, fällt aber mit dem Supportende von Windows 10 noch stärker ins Gewicht.
  • Kosten: Die meisten Linux-Distributionen sind kostenlos erhältlich und haben Zugriff auf zigtausende, kostenlose Programme, die sich einfach und schnell installieren lassen.
  • Benutzerfreundlichkeit: Heutzutage gibt es viele Distributionen, wie Ubuntu oder eben das darauf basierende Linux Mint, die relativ leicht zu bedienen sind und sich auch für Windows-Umsteiger*innen sehr gut eignen.
  • Anpassungsfähigkeit: Linux-Distributionen können den eigenen Wünschen nach angepasst werden. So existieren bspw. zahlreiche unterschiedliche grafische Benutzeroberflächen und viele verschiedene Sprachen können genutzt werden. Das kommt insbesondere unseren nicht-deutschsprachigen Empfänger*innen zugute.
  • Zuverlässigkeit: Linux-Systeme sind dafür bekannt, sehr stabil zu laufen.
  • Sicherheit: Linux-Distributionen sind weniger anfällig für Schadsoftware und Sicherheitslücken werden in der Regel sehr schnell und zuverlässig über die integrierte Aktualisierungsverwaltung geschlossen.
  • Privatsphäre: Im Gegensatz zu Windows-Systemen werden standardmäßig keine Telemetriedaten gesammelt und keine Werbeanzeigen ausgespielt. Das bedeutet, dass die eigenen Aktivitäten nicht aufgezeichnet und an den Hersteller übermittelt werden.
  • Open Source: Der Programmcode von Linux-Systemen ist oftmals öffentlich und kann somit von Dritten eingesehen, geändert und genutzt werden, was bei Windows nicht möglich ist. Diese Transparenz ermöglicht es, bspw. potenzielle Sicherheits- oder Datenschutzprobleme zu identifizieren und zu beheben.
  • Freie Software: Linux ist sogenannte Freie Software, welche die Freiheit von Computernutzer*innen in den Mittelpunkt stellt.

Trotz all dieser guten Argumente gab es Vorbehalte, auf Windows-Installationen im Verein zu verzichten. Viele Empfänger*innen unserer Geräte sind davon ausgegangen, ein Microsoft-Betriebssystem zu erhalten, auch weil durchschnittliche Anwender*innen kaum etwas anderes kennen. Uns war es daher wichtig, vom ersten Kontakt an klarzustellen, dass sie ein Gerät mit Linux erhalten werden. Außerdem haben wir ein ausführliches Handbuch für Linux Ein- und Umsteiger*innen erstellt, dass sich inzwischen großer Beliebtheit auch bei anderen Organisationen erfreut (eine aktualisierte Ausgabe wird in Kürze veröffentlicht). Durch diese Maßnahmen konnten wir falsche Erwartungen reduzieren und gleichzeitig Berührungsängste vor dem „neuen“ Betriebssystem mindern.

Dass unsere Entscheidung richtig war, zeigen uns die Rückmeldungen der Umfragebögen, die wir den Empfänger*innen einige Zeit nach Erhalt der Geräte zusenden.

Im Jahr 2024 konnten wir 1803 Geräte an bedürftige Menschen und gemeinnützige Organisationen ausgeben – 272 mehr als 2023. Darunter befanden sich 915 Laptops, 485 Desktops, 55 Smartphones und 12 Tablets. Damit haben wir in diesem Jahr so viele Laptops und Desktops ausgegeben, wie in keinem Jahr zuvor.

Wie gut die Empfänger*innen mit den Linux-Systemen zurecht gekommen sind, zeigt diese Statistik, unterschieden in die Zeitpunkte bei Erhalt des Geräts und einige Tage später, nach etwas Zeit zur Gewöhnung daran:

Wie sind Sie am Anfang mit dem neuen Gerät zurecht gekommen?
sehr schnell/eher schnell = 85%
eher langsam/sehr langsam = 13%
keine Antwort = 2%

Wie kommen Sie nun bei der täglichen Nutzung mit dem Gerät zurecht?
sehr gut/eher gut = 91%
eher schlecht/sehr schlecht = 5%
keine Antwort = 4%

Im direkten Vergleich mit den wenigen Windows-Geräten, die noch ausgegeben wurden:

Wie sind Sie am Anfang mit dem neuen Gerät zurecht gekommen?
sehr schnell/eher schnell = 85%
eher langsam/sehr langsam = 7%
keine Antwort = 8%

Wie kommen Sie nun bei der täglichen Nutzung mit dem Gerät zurecht?
sehr gut/eher gut = 87%
eher schlecht/sehr schlecht = 2%
keine Antwort = 11%

Es zeigt sich, dass es in der Zufriedenheit kaum einen Unterschied zwischen den Betriebssystemen gibt. Wir freuen uns sehr, dieses positive Fazit ziehen zu können. Auf diese Weise bewahren wir viele gute Geräte vor der Verschrottung und können damit Menschen helfen, die sich diese sonst nicht leisten könnten.

1 Jahr aktiv bei der „Computertruhe“

Seit einem Jahr engagiere ich mich nun bei der Computertruhe, darüber möchte ich ein bisschen aus persönlicher Sicht erzählen.

Was ist die Computertruhe?

Ein gemeinnütziger Verein, der gebrauchte Computer-Hardware von Unternehmen und Privatleuten annimmt, aufbereitet und an bedürftige Menschen, sowie andere gemeinnützig Organisationen weitergibt. Dabei werden gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen:

  • noch funktionsfähige Hardware wird vor der Verschrottung bewahrt, was die Umwelt entlastet
  • Menschen erhalten Geräte, die sie sich sonst nicht leisten könnten und damit Zugang zu Bildung, Informationen und sozialer Interaktion

Warum machst du das?

In erster Linie natürlich, weil es eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung ist, bei der man etwas für die Gesellschaft tut – ein Ehrenamt eben. Ich habe mich schon immer in verschiedener Form so engagiert, das ist mir wichtig. Bevor ich zur Computertruhe gestoßen bin, war ich einige Zeit auf der Suche nach einer neuen passenden Organisation, in der ich mich einbringen kann.

Ein kurzer Versuch das politisch in einer Partei zu tun, hat mich schnell frustriert. Diese Rivalität, ja fast schon Hass, der selbst in der untersten Parteistruktur gegenüber dem politischen „Gegner“ existiert, kombiniert mit Ideenlosigkeit und Unvermögen, auch nur kleinste Dinge umzusetzen – das ist nicht mein Ding! Wenn ich meine Zeit für etwas einsetze, dann muss auch irgendwas dabei raus kommen.

Zu dem Zeitpunkt war ich schon einige Zeit passives Mitglied bei der Computertruhe, die kannte ich von Mastodon und fand ich gleich interessant. Leider gab es keinen Standort in München und ich war das einzige Mitglied in der Region. Irgendwie hat es sich dann aber ergeben (auch auf Mastodon), dass sich noch ein paar Leute gefunden haben, sodass wir im Mai 2021 einen Ableger in München gründen konnten.

Macht das Spaß?

Ja natürlich! Ohne Spaß kann man kein Ehrenamt machen, zumindest nicht langfristig.

  • Ich habe viele tolle neue Leute kennen gelernt. Vereinskolleg*innen, Menschen die Geräte spenden und erhalten, und andere gemeinnützige Vereine, die wir bei ihrer Arbeit mit Hardware unterstützen können.
  • Die Arbeit ist ganz offensichtlich sinnvoll und man sieht ganz konkret die Auswirkungen davon.
  • Ich habe eine Menge dazu gelernt, was Hardware und Software angeht. Jeder Rechner ist anders und so gut wie jedes Gerät hat irgendein kleines Problem, dass es zu lösen gilt. Oft wissen die vorigen Besitzer gar nichts davon. Verschlissene Festplatten und verstaubte Lüfter gehören zu den typischen Problemen, aber auch aufgeblähte Lithium-Akkus oder ein Homöopathie-Globulus, das eine Taste blockiert findet man – es gibt immer einen Fehler den man noch nicht kennt. Es wird nicht langweilig!
  • Findet man einmal keine Lösung zu einem Fehler im Netz, stehen einem die Vereinskolleg*innen zur Seite.
Eine Laptop-Tastatur, bei der die Tastenkappe der Minustaste fehlt. Neben dem Rubber-Dome liegt ein Zuckerglobulus.
„Haben Sie’s schon mit Globuli versucht?“ – „Ja, aber das hat alles nur noch schlimmer gemacht!“

Kann ich das auch?

Zwar habe ich mich schon immer für Rechner interessiert, selbst an Hardware gearbeitet oder Betriebssysteme installiert und eingerichtet habe ich vor der Computertruhe aber kaum. Die Prozesse sind bei uns gut in einem Wiki dokumentiert, und es gibt immer jemanden, den man fragen kann. Alle Standorte freuen sich über tatkräftige Unterstützung, auch wir in München! Dabei kann sich jeder mit so viel Zeit einbringen wie sie/er aufbringen kann und will, es gibt kein Mindestpensum.

Ein Schreibtisch, auf dem sich ein geöffnetes Laptop befindet. Drumherum liegen u. a. diverse Werkzeuge, Schrauben, Kabel und Hardware-Komponenten.
Dass man einen Laptop so weit auseinanderbauen muss, wie hier, kommt zum Glück nur sehr selten vor.

Braucht ihr Geld?

Abgesehen von neuen aktiven Mitgliedern, freuen wir uns auch immer über finanzielle Hilfe. Mit Geldspenden können Lagerräume und selten gespendete Hardware finanziert werden. Besonders SSDs sind immer Mangelware: Unternehmen spenden häufig Geräte ohne Datenträger, Festplatten sind häufig nicht mehr gut genug, um sie guten Gewissens noch einmal verwenden zu können.

Ich konnte in den letzten Monaten nur ca. 40 % der gespendeten Festplatten weiter verwenden, den Rest musste ich wegen Fehlern bzw. Warnungen in den SMART-Werten aussortieren und entsorgen (nach sorgfältigem Löschen bzw. Zerstören).

Auf einem Boden steht ein offenes Desktop-Gehäuse, das mit „Löschstation“ beschriftet ist. Auf diesem steht ein Bildschirm, der die Oberfläche des Datenvernichtungsprogramms „DBAN“ dastellt. Aus dem Gehäuse führen Strom- und Datenkabel zu sechs 2,5"-Festplatten, die sich außerhalb des Gehäuses in einem 3D-gedruckten Ständer befinden.
Sechs Festplatten parallel löschen.

Braucht ihr Geräte?

Ja! Wir brauchen immer vor allem Laptops und SSDs. Bei Desktops und Monitoren kommt es auf den jeweiligen Standort und die Lagersituation an.

Drei offene Kartonschachteln. In jeder Schachtel befinden sich mehr als ein Dutzend Geräte.
Unsere erste größere Laptop-Spende letztes Jahr (ca. 40 Stück).

Klingt interessant!

Lust bekommen vielleicht mitzumachen, oder einfach ein bisschen mehr zu erfahren? Schau einfach mal bei unserem monatlichen offenen Treffen (online) vorbei. Jeden zweiten Mittwoch im Monat. Außerdem kannst du uns auf Mastodon folgen:

Ursprünglich veröffentlicht im Blog Joe recycelt.

Erstes Treffen des Münchner Standortes im Real Life

Logo der „Computertruhe München“

Nachdem sich der Standort in München im Mai dieses Jahres gegründet, und sogleich die Arbeit aufgenommen hat, haben Teamtreffen bisher nur online stattgefunden. Ende Oktober gab es dann die erste persönliche Zusammenkunft mit mehreren Mitgliedern aus dem Raum München im Munich Maker Lab – nach eigenen Angaben „Munich’s freshest makerspace“. 😄

Zuvor hatten sich zwar einzelne Mitglieder bereits zur Spendenabholung, -ausgabe oder Ähnlichem getroffen, nun aber zum ersten mal zu einer Teambesprechung in Präsenz. Dabei wurden selbstverständlich die notwendigen Maßnahmen aufgrund der Corona-Pandemie eingehalten.

Neben dem offiziellen Teil, bei dem Themen der Vereinsarbeit besprochen wurden, konnten sich die Mitglieder zudem besser kennenlernen.

Fünf unserer Mitglieder stehen im Hof des „Munich Maker Labs“. Vier Personen halten dabei Laptops in die Höhe, auf denen das „Computertruhe“-Logo des Münchner Standortes und die Zeichenketten „Mü“, „nch“ und „en“ zu sehen sind. Die fünfte Personen hält zwei Vereinsfaltblätter in die Kamera.
Ein Teil der aktiven Mitglieder des Münchner Teams.