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Die „Computertruhe“ im Jahr 2020

Ein anstrengendes Jahr geht zu Ende – für unsere Mitglieder und somit auch für den Verein. Wir müssen wohl niemandem von euch erklären, dass die derzeit grassierende Corona-Pandemie auch unsere Leben, die Beziehungen zu unseren Lieben, die berufliche Situation und mehr oder weniger den ganzen Rest massiv beeinflusst hat.

Das Jahr begann mit ein paar kleineren Highlights. Wir konnten endlich das neue Ticketsystem in Betrieb nehmen, um damit zukünftig sehr viel flexibler arbeiten zu können. Zudem richteten wir im Bürgertreff Kollnau eine kleine Computerecke, bestehend aus zwei Rechnern und einem Laserdrucker, ein. Und auch das Raspberry Pi-Projekt, das wir im Rahmen des Wettbewerbs Leuchttürme des digitalen Wandels gemeinsam mit dem Verein zur Förderung Sehbehinderter e. V. Waldkirch durchführen, kam weiter voran.

Mitte März hatte sich die Situation jedoch schlagartig geändert. Als sich bereits ein erster Shutdown ankündigte, veranstalteten wir unser herkömmliches Treffen und unsere Vorstandssitzung erstmalig in Form einer Videokonferenz – was sich bis heute nicht geändert hat. Positiv anzumerken ist hierbei, dass die Treffen dadurch auch für Gäste und weit entfernt wohnende Vereinsmitglieder deutlich zugänglicher geworden sind.

Im Zuge der weiteren Ausbreitung des Virus mussten leider einige Veranstaltungen, an denen wir gerne teilgenommen hätten, abgesagt werden. Darunter die Nachhaltigkeitswoche in der SBBZ – Förderschwerpunkt Sehen in Waldkirch oder die GPN20 (20. Gulaschprogrammiernacht) in Karlsruhe. Überdies entschieden wir uns final dazu, die Mitgliederversammlung ins Jahr 2021 zu verlegen.

Zum Schutz der Gesundheit aller entschlossen wir uns im März dazu, vorerst keine Spenden mehr anzunehmen und herauszugeben, sondern bis auf Weiteres nur Computer auf Vorrat instandzusetzen. Und da zu dieser Zeit ebenfalls die Verfügbarkeit von Mund-Nasen-Bedeckung sehr begrenzt war, verließen wir ausnahmweise den digitalen Sektor und erstellten und veröffentlichten eine Nähanleitung für Alltagsmasken.

Als dann die Schulen geschlossen wurden, erhielten wir immer häufiger Anfragen von Eltern oder auch Schüler*innen, denen passende Endgeräte fehlten. Daraufhin starteten wir einen Spendenaufruf für gebrauchte Laptops und sammelten parallel dazu Geld ein, um damit Raspberry Pi-Sets als Notlösung finanzieren und weitergeben zu können. Es hatte lediglich zwei Tage gedauert, um das Geld für zehn solcher Sets beisammenzuhaben. Zusätzlich wurden finanzielle Mittel gesammelt, um Paketmarken kaufen zu können, da wir zwischenzeitlich den Versand von Kleingeräten, wie Laptops oder Tablets, eingeführt haben.
Um die akute Not in den Familien etwas zu lindern, wurden „Homeschooling-Anfragen“ ausnahmsweise drei Monate lang bevorzugt behandelt. Zwischenzeitlich hatte der Vorstand beschlossen, dass neben dem Postversand die persönliche Annahme und Abgabe von Spenden unter bestimmten Voraussetzungen wieder möglich wurde.
Des Weiteren gaben wir Familien etwas Hilfestellung bei der Suche nach günstigen Gebrauchtcomputern an die Hand. Wir erstellten eine kleine Liste mit entsprechenden Händlern und stellten weitere Infos zur Verfügung, wie man auf anderen Wegen an Rechner gelangen könnte.
Am Ende der Homeschooling-Aktion, nach fast 500 Tickets, 120 versendeten Paketen und 2.500 € eingesammelten Spendengeldern, konnten wir knapp 100 Geräte an bedürftige Schüler*innen verschenken.

Da während der Pandemie obendrein der Bedarf nach einem gemeinwohlorientierten digitalen Ökosystem noch deutlicher sichtbar wurde, sind wir einem Bündnis mehrerer zivilgesellschaftlicher Organisationen beigetreten, das sich für eine unabhängige digitale Infrastruktur und freien Zugang zu Wissen einsetzt.

Zugang zu unserem internen Wissen erhält man seit geraumer Zeit über die neue Artikelkategorie „Tipp“, unter der wir in unregelmäßigen Abständen Interessantes aus den Bereichen Hard- und Software vorstellen, sowie über unser Vereinswiki, welches auch Nichtmitgliedern und potentiellen Neumitgliedern einen Einblick in den Maschinenraum der Computertruhe gestattet.

Es gab in 2020 auch etwas zu feiern. Unser Berliner Standort feierte seinen ersten Geburtstag und die Computertruhe konnte den 1000. Rechner seit Bestehen des Projekts verteilen. Dies geschah viel früher als erwartet, da allein in einem halben Jahr aufgrund der Homeschooling-Aktion bereits über 250 Desktops, Laptops und Tablets herausgegeben wurden – gewöhnlich die Menge eines gesamten Jahres. Zusätzlich gab es mehrere Anfragen gemeinnütziger Einrichtungen, die Computerräume einrichten wollten. So bekam u. a. der Stuttgarter Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes Desktop-PCs von uns, um eine Computerecke in einer Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete aufbauen zu können.

Im September teilten wir den Aufruf des Klimaaktionsbündnisses Freiburg und der Freiburger Ortsgruppe der Fridays for Future-Bewegung, am globalen Klimastreik am 25. September teilzunehmen – natürlich unter Einhaltung entsprechender Corona-Verhaltensregeln. Denn auch wenn sich seit Monaten alles um die Pandemie dreht, mit der Klimakrise erwartet die Menschheit leider eine noch weitaus größere Bedrohung.

An die Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen, wie Infoständen auf Marktplätzen oder Empfängen für Neubürger*innen, war im Jahr 2020 selbstverständlich nicht zu denken. Daher freuten wir uns besonders darüber, dass wir zum Vintage Computing Festival Berlin (VCFB) eingeladen wurden, welches diesmal dezentral und online gefeiert wurde. Ebenfalls waren wir zwischen den Jahren zu Gast bei der Remote Chaos Experience (rC3) des CCC und konnten uns dort mit einer Assembly in einer virtuellen 2D-Welt – der rC3 world – präsentieren (etwas mehr dazu folgt in einem separaten Artikel in den kommenden Tagen).

Und um die Zeit bis zu den Weihnachtsfeiertagen bzw. bis zum rC3 etwas zu verkürzen, hatten wir uns ein Adventsrätsel für die Adventssonntage mit kleinen Überraschungspakete für die Gewinner*innen überlegt.

Zu guter Letzt danken wir nochmals herzlich allen Menschen, die sich in diesen letzten, außergewöhnlichen Monaten für den Verein eingesetzt haben. Ebenso möchten wir all den Privatpersonen sowie Unternehmen unseren Dank ausdrücken, die uns mit gebrauchter Hardware versorgt haben, v. a. PR hoch drei, Normfest, CC4Remarketing, geOps, SH business COM und Nitrokey.

Wir wünschen euch allen einen guten Start ins Jahr 2021. Bleibt gesund!

Euer Vorstand des Vereins Computertruhe e. V.

Ein Ausschnitt der Hauptplatine eines Laptops in Herzform.

Corona: Mund-Nasen-Schutz selbst nähen

Motivation

3D-Grafik des SARS-CoV-2-Virions.
3D-Grafik des SARS-CoV-2-Virions (gemeinfrei).

Unser Vorstandsmitglied Annette ist im Gesundheitswesen tätig und hat dadurch näheren Kontakt zu Ihren Patient*innen. Sie und ihre Kolleg*innen haben Zugriff auf die vorgeschriebenen medizinischen Mund-Nasen-Schutzmasken, die aber als Einwegprodukte in der erforderlichen Zahl nicht auch noch an alle Patient*innen ausgegeben werden können.

Daher hat sie letzten Freitag damit begonnen, detaillierte Informationen zum Thema DIY-Mundschutz zusammenzutragen, und dabei festgestellt, dass auch das Tragen alternativer, selbsthergestellter Behelfsmasken durchaus sinnvoll ist.

Dies bestätigt auch der Virologe Christian Drosten in der heute veröffentlichten 19. Folge „Masken können andere schützen“ des NDR-Podcasts „Das Coronavirus-Update“.

Dort erwähnt er, dass eine Maske zwar nicht davor schützt, selbst infiziert werden (Eigenschutz), aber dass sie Dritte vor einer Infektion durch den Träger schützen kann (Fremdschutz). Nach aktuellem Stand geht man davon aus, dass eine Infektiosität schon vor dem Einsetzen der ersten Symptome gegeben ist. Möchte man daher sicher gehen, niemanden unbewusst anzustecken, bspw. beim Einkaufen im Supermarkt, ist das Tragen einer Maske also durchaus sinnvoll. Drosten spricht hier von einer „Höflichkeitsgeste“.

Zudem kann ein Mundschutz einen zweiten psychologischen Effekt haben – nämlich den einer Selbstdisziplinierung. Man wird ständig an das Ansteckungsrisiko erinnert und verhindert somit, dass man sich unbewusst weiterhin ins Gesicht fasst. Dies setzt jedoch einen guten Sitz der Maske voraus, damit man diese selbst nicht dauernd anfasst. Und auf keinen Fall darf man die anderen Corona-Schutzmaßnahmen, wie z. B. das sorgfältige und häufige Waschen der Hände, vernachlässigen, weil man sich in falscher Sicherheit wiegt.

Julia, unsere stellvertretende Vorsitzende, hat dann ohne Zögern am Samstag damit begonnen, aus gespendeten Materialien, wie alte Stoffreste und Gummibändern, mit ihrer Nähmaschine die ersten Behelfsmasken herzustellen. Über 20 davon wurden inkl. Informationsblättern bereits am heutigen Tag an Annettes Patient*innen verschenkt, die diese Aktion fast ausschließlich positiv aufgenommen und sich sehr darüber gefreut haben.

Nähanleitung

Idee

Nach einer Idee von Nähtalente. Vielen Dank and Bettina Müller für die sehr gute Vorlage. Wir haben die ursprüngliche Anleitung lediglich durch eine Variante mit Pfeifenputzern ergänzt und die einzelnen Arbeitsschritte hier nochmals zusammengefasst.

Die Maske kann mit und ohne Futter genäht werden. Mit Futter fällt jedoch das Atmen ggf. etwas schwerer.

Benötigtes Material

  • Maske: Baumwollstoff, z. B. alte T-Shirts oder Bettlaken
  • Futter: dicht gewebter Baumwollstoff, z. B. Molton
  • Gummiband
  • Pfeifenputzer
  • Nähgarn

Zuschnitt

Kleine Maske

Maske21 cm x 16 cm
Futter16 cm x 16 cm
Gummiband2x 19 cm
Pfeifenputzer16 cm

Mittlere Maske

Maske23 cm x 17 cm
Futter18 cm x 17 cm
Gummiband2x 22 cm
Pfeifenputzer18 cm

Große Maske

Maske26 cm x 19 cm
Futter21 cm x 19 cm
Gummiband2x 24 cm
Pfeifenputzer18 cm

Anleitung

  1. Fertige zunächst ein Schnittmuster der Maske und ggf. des Futters in der gewünschten Größe an.
  2. Stecke das Schnittmuster auf deinen Stoff und schneide den Stoff zu.
  3. Wenn du die Maske mit Futter nähen möchtest, so lege das Futter mittig auf die linke
    Stoffseite deiner Maske.
  4. Lege den Pfeifenputzer entlang der oberen langen Kante auf das Futter oder mittig
    auf den Stoff deiner Maske.
  5. Klappe nun die obere Kante des Stoffes über den Pfeifenputzer, stecke ihn fest und
    nähe den Saum mit einem Geradstich.
  6. Schlage die untere Kante 1 cm ein und bügle den Einschlag fest.
  7. Schlage die Kante erneut 1 cm ein, bügle den Umschlag fest und nähe den Saum
    mit einem Geradstich.
  8. Falte deine Maske der Länge nach auf die Hälfte und bügle die Kante.
  9. Nähe von beiden Außenseiten mit einem Geradstich ca. 4 cm in Richtung Mitte. Klappe die Maske wieder auf.
  10. Klappe die obere Längsseite zur Mitte und bügle die Kante fest. Nähe wie in Punkt 9
    beschrieben zur Mitte.
  11. Klappe die untere Längsseite zur Mitte und bügle die Kante fest. Nähe wie in Punkt 9
    beschrieben zur Mitte.
  12. Bügle nun alle Falten in eine Richtung.
  13. Klappe die kurzen Seiten 1 cm ein und bügle sie fest. Nähe die kurzen Seiten mit
    einem Geradstich fest.
  14. Schlage die kurzen Seiten erneut 1 cm ein und bügle sie fest.
  15. Schiebe das Gummiband oben und unten unter den Saum und nähe dieses zusammen mit dem Saum fest (Geradstich).
Nähkante

Wichtige Hinweise zur Handhabung

Der selbstgenähte und wiederverwendbare Mund-Nasen-Schutz aus Baumwolle hält beim Sprechen, Lachen, Husten und Niesen Speichel- und Schleimtröpfchen sowie über 50 % der Partikel in der Größe der sehr kleinen Corona-Viren zurück.

Weitere Informationen zu Haushaltsmaterialien und deren Eignung für die Herstellung von DIY-Masken finden sich im Artikel „What Are The Best Materials for Making DIY Masks?“.

Hinweise zum Tragen

  1. Wasche dir gründlich die Hände, bevor du die Maske aufsetzst.
  2. Fasse die Maske beim Aufsetzen möglichst nur an den Gummibändern an. Die Maske soll Nase und Mund bedecken. Der Pfeifenputzer dient dazu, die Maske im Nasenbereich anzumodelieren.
  3. Verzichte während des Tragens darauf, die Maske hin und her zu schieben und dir ins Gesicht zu fassen.
  4. Die Maske ist nur ein ergänzender Schutz: Abstand halten, Hände waschen, in die Ellenbeuge niesen/husten und wenn möglich daheim bleiben sind weiterhin die wichtigsten Schutzmaßnahmen!
  5. Wasche dir gründlich die Hände, bevor du die Maske abnimmst.
  6. Fasse die Maske beim Absetzen möglichst nur an den Gummibändern an.
  7. Achte darauf, dass deine Maske nur von dir und niemandem sonst getragen wird.

Hinweise zur Aufbewahrung und zum Waschen

  1. Bewahre die Maske in einer sauberen Schale o. ä. und nicht in einem verschlossenen
    Behälter auf. Für einen kurzzeitigen Transport empfiehlt sich ein Briefumschlag.
  2. Wasche die Maske, wenn
    • du sie mehrfach getragen hast oder
    • sie durchfeuchtet oder
    • anderweitig verunreinigt wurde.
  3. Wasche die Maske mit Seifenlauge von Hand oder im Schonprogramm der Waschmaschine in einem Wäschesack. Bei 60°- oder 90°-Wäsche kann es zu einem leichten Einlaufen der Maske und zu einem Ausbluten der Farbe kommen. Bei Bedarf die Maske im Anschluss mit kochendem Wasser überbrühen.
  4. Trockne die Maske im Wäschetrockner im Schonprogramm (leichtes Einlaufen möglich) oder an einem der Gummibänder aufgehängt an einer Leine. Wegen möglicher Keime bitte nicht auf der Heizung oder auf dem Ofen trocknen.